KI Für kleine Unternehmen: Segen oder Fluch?

Unternehmenskredite sind ein essenzielles Instrument zur Finanzierung und Wachstumssicherung – doch es gibt viele Missverständnisse und Mythen, die gerade kleine Unternehmen davon abhalten, Kredite in Betracht zu ziehen.

 
 

Die Diskussion um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ist aktueller denn je. Während die Technologie enorme Potenziale bietet, bleibt sie gleichzeitig eine Herausforderung. Ist KI ein Segen, der die Wettbewerbsfähigkeit steigert, oder birgt sie Risiken, die KMU vor unlösbare Probleme stellen? Im Endeffekt ist es wie mit allen neuen Technologien: nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Und noch viel wichtiger, es kommt darauf an, wie Unternehmen die Technologien effizient nutzen.

Großes Potential, wenn man es richtig nutzt

KI ist längst kein Thema mehr, das nur für Silicon-Valley-Giganten wie Google und Amazon interessant ist. Auch KMU können enorme Vorteile daraus ziehen. Gerade KMU können mit KI Prozesse unterstützen, optimieren und sogar neue Geschäftsmodelle entwickeln.

Beispiele aus dem Mittelstand zeigen, dass KI bereits erfolgreich in verschiedenen Bereichen eingesetzt wird. So kann es zum Beispiel sein, dass ein mittelständisches Unternehmen aus der Automobilzuliefererbranche KI nutzt, um in der Produktion durch vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance) Maschinenausfälle zu vermeiden. 

Ein anderer Betrieb, ein regionaler Lebensmittelhändler zum Beispiel, setzt KI-gestützte Systeme in der Buchhaltung ein, um Eingangsrechnungen automatisiert zu prüfen und zu verbuchen. In der Finanzplanung profitiert ein familiengeführtes Bauunternehmen von KI-Algorithmen, die Liquiditätsprognosen basierend auf historischen Daten und aktuellen Projekten erstellen. Auch im Kundenservice zeigt sich der Nutzen: Ein mittelständischer Onlinehändler hat einen KI-Chatbot implementiert, der Kundenanfragen rund um die Uhr beantwortet und so die Kundenzufriedenheit erhöht.

Die Ergebnisse des Mittelstand-Digital-Kongresses 2024 unterstreichen die Vorteile: KI kann nicht nur die Produktivität steigern, sondern auch zur nachhaltigen Transformation von Geschäftsmodellen beitragen. 

Herausforderungen und Risiken

Allerdings hat jede Medaille eine Kehrseite und das Leben wäre ein Ponyhof, wenn es nur Chancen gäbe. So ist es auch mit KI. So beeindruckend die Beispiele auch klingen mögen, der Weg zur erfolgreichen KI-Integration ist kein Selbstläufer. Besonders KMU stehen vor drei zentralen Herausforderungen:

  1. Sicherheitsbedenken: Laut einer Studie von Forrester Consulting identifizieren 76 % der deutschen KMU Sicherheitsrisiken als größte Herausforderung bei der Einführung von KI. Fehlende Sicherheitsvorkehrungen können zu Datenverlust oder Cyberangriffen führen. 
  2. Mangel an Schulungen: Nur 28 % der KMU haben umfassende Schulungsprogramme implementiert, um ihre Mitarbeitenden auf den Einsatz von KI vorzubereiten. Ohne Akzeptanz und Verständnis in der Belegschaft können die Potenziale von KI nicht vollständig ausgeschöpft werden.
  3. Ethik und Verantwortung: Während viele KMU Ethikrichtlinien eingeführt haben, hinken sie im internationalen Vergleich hinterher. Der ethische Einsatz von KI ist essentiell, um Vertrauen bei Mitarbeitenden und Kunden aufzubauen. 

Strategien für eine erfolgreiche KI-Nutzung

Für KMU, die von KI profitieren möchten, ohne sich in den Herausforderungen zu verlieren, sind folgende Ansätze entscheidend:

  1. Pilotprojekte mit klaren Zielen: Beginnen Sie klein. Ein Hersteller für Haushaltsgeräte startete mit einem KI-gestützten System für Lagerverwaltung – und erzielte in wenigen Monaten eine Effizienzsteigerung von 25 %. Der schrittweise Ausbau auf andere Bereiche folgte.
  2. Die Menschen ins Zentrum stellen: Mitarbeiter einzubinden, ist entscheidend. Transparente Kommunikation, wie bei einem Möbelhändler in Bayern, der die Belegschaft in Workshops aktiv am Entwicklungsprozess teilhaben lässt, fördert Akzeptanz und Vertrauen.
  3. Sicherheit und Ethik nicht vernachlässigen: KMU sollten nicht nur in Technologie, sondern auch in Sicherheitsmaßnahmen und ethische Schulungen investieren. Regelmäßige Audits und klar formulierte Richtlinien schaffen Vertrauen bei Kunden und Partnern.
  4. Langfristig denken: KI ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Ein Freiburger Weingut nutzt KI, um Wetterdaten zu analysieren und so den optimalen Zeitpunkt für die Weinlese zu bestimmen. Durch kontinuierliche Anpassungen wurde das System über mehrere Saisons immer präziser.

Ein Werkzeug, kein Wundermittel

Künstliche Intelligenz ist weder ein Allheilmittel noch eine unüberwindbare Hürde. Sie ist ein Werkzeug, das – sofern es richtig eingesetzt wird – KMU dabei helfen kann, effizienter zu arbeiten, Kosten zu senken und innovativ zu bleiben. Doch der Erfolg hängt davon ab, wie gut Unternehmen vorbereitet sind und wie strategisch und bewusst sie die Technologie einführen und nutzen.

Denn wie Goethe im Zauberlehrling warnt: „Die ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht los.“ Wer KI unbedacht einsetzt, könnte bald feststellen, dass die Technologie außer Kontrolle gerät – sei es durch Sicherheitslücken, mangelnde ethische Überlegungen oder fehlendes Fachwissen. Der Schlüssel liegt also darin, die „Geister“ nicht nur zu rufen, sondern sie auch sicher und gezielt zu lenken.

Carsten Schewer

Über den Autor:

Carsten Schewer

Carsten Schewer ist der CEO und Co-Founder von VR Smart Guide. Mit seinem Hintergrund in IT hat er langjährige Erfahrung, wenn es um die Erneuerung von Technologien in Banken geht, und er ist immer auf der Suche nach Lösungen, die die Einbindung von KMU verbessern.